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10 Wochen - 10 Werke #4: Sir John Tavener: Protecting Veil

10 Wochen - 10 Werke #4: Sir John Tavener: Protecting Veil

John Tavener: The Protecting Veil

Sa., 7. Juli 18, 19:00 Uhr, Pfarrkirche Lockenhaus
Nicolas Altstaedt, Violoncello & Lockenhaus Strings

Karten Tel: +43 (0)2616 20202  I  online >>> (Kreditkartenbuchungen derzeit nur bei öticket möglich >>>)

Sir John Tavener (1944-2013) studierte an der Royal Academy of Music. Seine Intention, Konzertpianist zu werden scheiterte an einer schwachen Konstitution, so dass er die Laufbahn als Komponist einschlug.

Von entscheidender Bedeutung für Tavener war die Begegnung mit Anthony von Sourozh, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche in England. 1977 konvertierte Tavener zur russisch-orthodoxen Kirche. Seine Musik nahm nun einen strengeren transzendenten Charakter an, und war nicht mehr zuerst für den Konzertsaal, sondern vielmehr für die Liturgie der russisch- orthodoxen Kirche gedacht. So beschreibt Tavener sein Cellokonzert The Protecting Veil als in Musik gemalte Ikone für Violoncello und Streicher basierend auf dem Leben der Mutter Gottes.

International wurde Tavener einer breiteren Öffentlichkeit durch die Aufführung seines Werks Song for Athene auf der Beerdigung von Prinzessin Diana bekannt. Für seine Verdienste um die Musik wurde er 2000 zum Ritter geschlagen.

Programmredakteurin Dr. Miriam Weiss über Tavener "The Protecting Veil":

Musik für Maria – „The Protecting Veil“ von John Tavener

Schon früh kam John Tavener (1944 – 2014), dessen Vater Organist an der presbyterianischen Kirche St. Andrew’s Frognal im englischen Hampstead war, mit geistlicher Musik in Berührung. Als junger Komponist konzentrierte er sich dann vor allem auf die geistliche Vokalmusik. Seit den 1970er Jahren war er zunehmend fasziniert von den Riten und der Musik der orthodoxen Kirche und konvertierte 1977 zum russisch-orthodoxen Glauben. Dieser Schritt sollte Taveners Musik entscheidend beeinflussen, wobei für ihn auch die Auseinandersetzung mit der griechisch-orthodoxen Tradition eine immer stärkere Rolle spielte.

Das 1987 entstandene Konzert für Violoncello und Streicher „The Protecting Veil“ ist eines seiner erfolgreichsten Werke und bezieht seinen spirituellen Impuls aus der Legende um das Fest Mariä Schutz und Fürbitte, mit dem die orthodoxe Kirche der Gottesmutter als ihrer Schutzheiligen gedenkt. Der Erzählung nach erschien Maria im frühen 10. Jahrhundert dem seligen Andreas und seinem Diener Epiphanios in der Kirche Sankt Maria von Blachernae in Konstantinopel. Begleitet von einer Engel- und Heiligenschar betete sie dort und breitete danach ihren Schleier wie einen schützenden Mantel („protecting veil“) über die Gläubigen. Dieses Ereignis soll dazu geführt haben, dass die Konstantinopel belagernden Sarazenen zurückgedrängt wurden und ihre Offensive beendeten.

Mit seiner Musik habe er versucht, „etwas von der nahezu kosmischen Kraft der Muttergottes einzufangen“, so Tavener über sein Konzert. „Das Cello repräsentiert die Muttergottes und hört nie auf, durchgehend zu singen. Man könnte die Streicher als gigantische Erweiterung ihres unendlichen Gesangs begreifen.“ Dabei hatte er während des Komponierens weitere Stationen aus dem Leben der Gottesmutter im Sinn, die jeweils mit den acht nahtlos ineinander übergehenden Abschnitten des Konzerts korrespondieren. Der zweite Abschnitt etwa ist der Geburt Marias gewidmet, der von den Streichern unbegleitete fünfte Abschnitt bezieht sich auf die Klage der Gottesmutter am Kreuz. Die erste unbezeichnete und die letzte mit dem Titel „The Protecting Veil“ versehene Episode sind von Marias „kosmischer Schönheit und Kraft über eine zerrüttete Welt“ inspiriert, wie Tavener kommentierte.

Jeder dieser acht Teile folgt einer der acht Tonarten, auf denen die byzantinische Kirchenmusik aufbaut. Auch die musikalische Ausführung der orthodoxen Liturgie beeinflusste die kompositorische Konzeption. Die byzantinische Gesangspraxis, die zwischen Vorsängern und Sängergruppen, die einen sogenannten Festton während eines Hymnus halten, unterscheidet, übertrug Tavener auf solistisches Cello als „Vorsänger“ und Streicher, die das Soloinstrument meist mit einem warmen Bordunklang begleiten oder hell schimmernde Cluster einstreuen. Der Klang des Cellos wirkt durch die häufig aufgesuchte hohe Lage und die vielen Glissandi geradezu entrückt, während die Streicher mit ihren dynamisch fein abgestimmten Haltetönen eine Akustik anstreben, die an eine von Klang erfüllte riesige Kirche denken lässt. Meditative Ruhe und melodisches Strahlen gehen hier Hand in Hand.

Miriam Weiss

 

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